Zerklüftete Antike – Holzskulpturen von Andreas Kuhnlein
Ort : Glyptothek

Andreas Kuhnlein war auf keiner Bildhauerschule, hat keine Kunstakademie besucht, er ist Autodidakt. So wurde er weder von Lehrern angeleitet noch folgt er dem Zeitgeist. Der Betrachter spürt sofort, dass hier einer am Werk ist, der aus der realen Welt kommt.

Der Ausstellungstitel Zerklüftete Antike verweist auf die charakteristische Arbeitsweise von Andreas Kuhnlein. Im Holz findet er das ihm gemäße Material. Hier entwickelt er seine markante Handschrift, indem er die Skulpturen mit der Kettensäge "zerklüftet" und abflämmt. So entsteht eine erodierte Oberfläche. Der Werkstoff bringt es mit sich, dass zu den massiven Einschnitten durch die Kettensäge noch Trocknungssprünge und Schwundrisse kommen.

Andreas Kuhnleins Holzfiguren bilden formal einen radikalen Gegenentwurf zu den griechischen und römischen Skulpturen in der Glyptothek mit ihren perfekten Oberflächen. Lauter schreien seine Skulpturen ihre Empfindungen, Schmerz, Trauer, Verzweiflung heraus, wo die antike Plastik scheinbar gute Miene zum bösen Spiel macht. Doch auch die antike Kunst bildet keine heile Welt ab. Äußerlich erscheinen die Bronze- und Marmorskulpturen zwar oft ideal, aber die Abgründe werden in der Antike nicht ausgeblendet. Das Schicksal des Marsyas oder des Sisyphos wie vieler anderer Helden steht sinnbildlich für menschliches Leid.

Noch mehr verbindet Andreas Kuhnlein mit der Antike. Wie die griechischen Bildhauer beschäftigt er sich immer zuvorderst mit dem Menschen an sich, mit den Grundfragen des Lebens. Seine "versehrten" Holzskulpturen stehen gleichermaßen für die Brutalität wie auch für die Verletzlichkeit des Menschen. Anders als bei den Skulpturen aus Bronze oder Marmor ist bei Kuhnleins Figuren die Vergänglichkeit schon im Material angelegt.

Begleitprogramm

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog:
F. Knauß (Hrsg.), Zerklüftete Antike (48 S., farbige Abb.), Josef Fink Kunstverlag; € 15,-

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