Der Fundplatz
Bei der Ortschaft Karačamirli (Garajamirli/Гараджамирли, Шамкирского района) stieß der Bauer Hamid Jusibov um das Jahr 1970 bei der Feldarbeit auf eine achaimenidische Glockenbasis aus Kalkstein.
Dieser Fund stellte eine Verbindung zu den damals bekannten achaimenidischen Anlagen bei Sari Tepe im äußersten Westen Aserbaidschans, in Gumbati im Osten Georgiens sowie in Benjamin in Nordarmenien her.
Ausgehend von den Ausgrabungen in Gumbati (Georgien) unter der Leitung von Andreas Furtwängler erfasste Florian Knauß seit 1998 im Rahmen des DFG-Projekts „Kolchis und Iberien“ systematisch achaimenidische Fundplätze in den Kaukasusrepubliken Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Im Zuge dessen entdeckten am 18. März 2001 Ilyas Babaev, Iulon Gagoshidze, Florian Knauß, Ideal Narimanov und Gundula Tauscher 5 km nördlich von Karačamirli einen Fundplatz, den sie mit der oben genannten Glockenbasis in Verbindung brachten. Dieser liegt 2 km südlich der Kura, die hier eine fruchtbare Schwemmebene gebildet hat. Nördlich des Flusses erstreckt sich die sehr viel unwirtlichere Kambysene. Nur etwa 15 km südlich von Karačamirli beginnen bei der Bezirkshauptstadt Şəmkir die nördlichen Ausläufer des Kleinen Kaukasus.
Ausgrabungen, Surveys, palynologische und geophysikalische Untersuchungen
Bei den seit 2006 durchgeführten Ausgrabungen wurden mehrere Monumentalbauten freigelegt, die von Architekten geplant und von Handwerkern ausgeführt wurden, die in Zentren des Perserreiches ausgebildet worden waren.
Grundrisspläne, Bauplastik, Kleinfunde und C14-Beprobungen sprechen für eine Errichtung während der Regierungszeit des Xerxes (486–465 v. Chr.). Es handelt sich um ein achaimenidisches Verwaltungszentrum an der Nordgrenze des Reiches, die nach Herodot (3, 97) im 5. Jahrhundert v. Chr. vom Kaukasus gebildet wurde. Im Zentrum der Anlage befindet sich auf dem Gurban Tepe ein Palast, die bislang größte und prächtigste antike Anlage im Kaukasus.
Die Finanzierung übernahmen die Gerda Henkel Stiftung (2006-2011), das Bayerische Hochschulförderprogramm und der Freistaat Bayern (2013), die Fritz Thyssen Stiftung (2014-2018) und seither private Spender.
2006-2007 untersuchte Eliso Kvavadse vom Paläobiologischen Institut des Georgischen Nationalmuseums in Tbilisi palynologische Proben vom Ideal Tepe. Ihre Ergebnisse bezeugen für das Altertum ein milderes und feuchteres Klima sowie eine reichere Vegetation als heute. Unter anderem wurden seinerzeit erstmalig in dieser Region Wein und Pfirsiche angebaut.
Amerikanische Luftbilder sowie Magnetometer-Prospektionen (2008 unter Leitung von Wolfgang Rösler, Universität Tübingen, sowie 2013, 2015-2016 unter Leitung von Jörg Faßbinder, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege) gaben Hinweise auf weitere bauliche Reste.
Zwischen 2013 und 2018 wurden im Umfeld der freigelegten Architekturdenkmäler Surveys unter der Leitung von Kai Kaniuth (LMU München) durchgeführt, die wichtige Aufschlüsse über die Besiedlung des Fundplatzes von der Frühbronzezeit bis ins Mittelalter lieferten.
Mitarbeiter
Die archäologischen Ausgrabungen bei Karačamirli stehen unter der Leitung von Jeyhun Eminli (Aserbaidschanische Akademie der Wissenschaften) und Florian Knauß (Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München). Bis 2017 war Ilyas Babaev (†) und von 2018 bis 2021 Emil Iskenderov (†) Leiter der aserbaidschanischen Delegation.
Stellvertretende Grabungsleitung und Gestaltung der Website: Matthias Gütte
Wissenschaftliche Beratung: Iulon Gagošidze, Rémy Boucharlat.